Mit dem Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) fördert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie seit 2008 mit etwa 500 Millionen Euro pro Jahr Forschungs- und Entwicklungsprojekte der mittelständischen Wirtschaft. Damit sollen die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen gestärkt sowie Wirtschaft und Wissenschaft besser vernetzt werden. Aktuelle Deutschlandkarten verorten die 13.100 Projektbeteiligungen von Mittelstand und Forschung an insgesamt 5.379 ZIM-Kooperationsprojekten mit Start zwischen 2015 und 2019.

Das ZIM-Programm erreicht vor allem kleine Unternehmen (Glossar); 72 Prozent aller Projektbeteiligungen gehen von Betrieben mit weniger als 50 Beschäftigten aus. Der Bund übernimmt bei diesen Projekten bis zu 60 Prozent der Kosten. Er fördert damit die Investitionsanstrengungen der Unternehmen und leistet einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung gemeinsamer, anwendungsorientierter Forschungs- und Entwicklungsprojekte dieser Unternehmensgruppe. Als Forschungspartner dominieren mit 2.829 Projektbeteiligungen Universitäts- und Hochschulinstitute, 1.018 Beteiligungen entfallen auf Fachhochschulinstitute und 1.968 Beteiligungen auf sonstige Forschungseinrichtungen (Grafik 1).

Regionale Schwerpunkte
Dementsprechend konzentrieren sich die ZIM-Projektbeteiligungen aus Wissenschaftseinrichtungen in den Großstädten, in denen die große Mehrheit der Universitäten, Hochschulen und Forschungseinrichtungen angesiedelt ist (Karte 1). München nimmt mit 562 Projektbeteiligungen den Spitzenplatz ein, gefolgt von Chemnitz (410), Dresden (404), Berlin (355), der Städteregion Aachen (279) und Stuttgart (279). Besonderes Augenmerk verdient der ländliche Ilm-Kreis in Thüringen, der mit 98 Projektbeteiligungen aus der Wissenschaftslandschaft im Rahmen des ZIM-Programms noch vor Hamburg (90 Projektbeteiligungen) platziert ist. Trotz seiner peripheren Lage profitiert der Landkreis von der guten regionalen Vernetzung der Technischen Universität Ilmenau. Karte 1 zeigt darüber hinaus, dass die Projektbeteiligung von Unternehmen – hier dargestellt als ZIM-Programmbeteiligungen je 100.000 Beschäftigte – in Sachsen und Thüringen besonders hoch ist. Alle zehn Landkreise und kreisfreien Städte mit der höchsten relativen Beteiligung befinden sich in den neuen Ländern. Den Spitzenwert weist der Saale-Holzland-Kreis mit 37,5 Projektbeteiligungen je 100.000 Beschäftigte auf, gefolgt von Jena (26,7), dem Ilm-Kreis (25), dem Erzgebirgskreis (23) und Chemnitz (22,4).

Zugleich zeigt Karte 1, dass das ZIM-Programm fast alle Kreise der Bundesrepublik erreicht. Nur elf der 402 Kreise (2,7 Prozent) verblieben ohne Projektbeteiligung im Zeitraum 2015 bis 2019. Hierbei handelt es sich vorwiegend um strukturschwache oder peripher gelegene Kreise in Westdeutschland.

Intra- und interregionale Kooperationen
Karte 2 zeigt die regionalen Muster der ZIM-Kooperationsprojekte, die zwischen 2015 und 2019 begonnen wurden. Die kreisförmigen Pfeile markieren diejenigen Kreise und kreisfreien Städte, in denen überdurchschnittlich viele Kooperationsvorhaben innerhalb der Gebietskörperschaften durchgeführt werden – ein Zeichen guter lokaler Vernetzung. Mit 434 innerstädtischen Kooperationen ist Berlin der absolute Spitzenreiter. Viele lokale Kooperationsprojekte werden auch in kleineren Städten wie Chemnitz (224, Platz 2), Jena (68, Platz 10) oder Magdeburg (64, Platz 13)
durchgeführt. Bemerkenswert ist, dass der Märkische Kreis in Nordrhein-Westfalen mit 86 Kooperationen knapp hinter Leipzig (88) und gemeinsam mit Hannover (86) auf Platz 6 landet. Der oben erwähnte Ilm-Kreis nimmt mit insgesamt 52 lokalen Kooperationen Platz 14 ein.

Karte 2 verdeutlicht zudem die interregionalen Kooperationsmuster. Neben nahräumlichen Verbindungen spielen vor allem die Standorte München, Aachen, Stuttgart und Berlin eine zentrale Rolle im deutschen Innovationssystem. Die dortigen Wissenschaftslandschaften scheinen besonders von der ZIM-Förderung zu profitieren: Charakteristisch ist ein sehr diverses Netz lokaler, regionaler und auch interregionaler Kooperationsprojekte über größere Distanzen hinweg.

Unter den zehn intensivsten interregionalen Beziehungen finden sich sieben innerhalb Sachsens. Allein 77 Projektverbindungen bestehen zwischen dem Erzgebirgskreis und Chemnitz, 59 zwischen Mittelsachsen und Chemnitz und 49 zwischen Dresden und Chemnitz. Überdies zeigt der gesamte mitteldeutsche Raum (Sachsen, das südliche Sachsen-Anhalt und Thüringen) eine überdurchschnittliche Kooperationsdichte zwischen Mittelstand und Forschung im Rahmen des ZIM-Programms. Ins Auge fallen außerdem die Verbindungen zwischen München und Berlin (59 Kooperationsfälle), zwischen München und der Städteregion Aachen (28 Kooperationsfälle) sowie zwischen Berlin und Jena (27 Kooperationsfälle). Dagegen bestehen noch erhebliche Potenziale bei der Einbindung ländlicher Regionen Ost- und Westdeutschlands in das ZIM-Förderprogramm (Karte 2).

Fazit
Das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) ist ein technologie- und branchenoffenes Förderprogramm, das auf die Stärkung der Innovationskraft kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) in ganz Deutschland abzielt. Die Analyse zeigt, dass die Inanspruchnahme der Förderung durchaus im Einklang mit diesem Ziel steht und Akteure in fast allen Regionen Deutschlands erreicht werden. Zugleich entfallen fast drei Viertel aller Mittelstandsbeteiligungen auf kleine Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten. Der räumliche Fokus der Projektbeteiligung liegt, auch durch die Programmhistorie bedingt, da bestimmte ZIM-Vorläuferprogramme lediglich Unternehmen in den neuen Ländern offenstanden, weiterhin auf den ostdeutschen Regionen und hier insbesondere auf Sachsen. Gleichzeitig zeigen sich räumliche Disparitäten und bisher unerschlossene Förderpotenziale bei der Einbindung der ländlichen Räume in das deutsche Innovationssystem.

BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) (Hrsg.) (2021a): Impulse für Innovationen: Das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) unterstützt kreative Unternehmen bei der Realisierung guter Ideen mit passenden Fördermöglichkeiten. URL: https://www.zim.de/
Abrufdatum: 22.11.2021

BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) (Hrsg.) (2021b): Von der Idee zum Markterfolg. Programme für einen innovativen Mittelstand. Berlin. URL: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Technologie/von-der-idee-zum-markterfolg-programme-fuer-einen-innovativen-mittelstand.pdf?__blob=publicationFile&v=58
Abrufdatum: 22.11.2021

Brachert, Matthias; Graffenberger, Martin u. Thilo Lang (2020): Innovation und Wissenstransfer außerhalb der Agglomerationsräume. Bd. 1 Kontextfaktoren, Strukturen und räumliche Muster. = Forum IfL H. 36, hrsg. vom Leibniz-Institut für Länderkunde. Leipzig. URL: https://www.ssoar.info/ssoar/handle/document/68575

RKW (Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft) (Hrsg.) (2020): Datenbank zum Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM): ZIM-Kooperationsprojekte 2015-2019. (Sonderauswertung). Eschborn.

Zitierweise
Brachert, Matthias und Thilo Lang (2022): Innovative Kooperationen von Mittelstand und Forschung: Eine Raumstrukturanalyse des Förderprogramms ZIM. In: Nationalatlas aktuell 16 (02.2022) 2 [16.02.2022]. Leipzig: Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL). URL: https://aktuell.nationalatlas.de/zim-2_02_2022-0-html/

Nationalatlas aktuell wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

Dr. Matthias Brachert
Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
Kleine Märkerstraße 8
06108 Halle (Saale)
Tel: 0345 7753-870
E-Mail: matthias.brachert@iwh-halle.de

Dr. Thilo Lang
Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL)
Schongauerstraße 9
04328 Leipzig
Tel: 0341 600 55-159
E-Mail: t_lang@leibniz-ifl.de

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU)
Als kleine Unternehmen gelten Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten und einer Jahresbilanzsumme oder einem Jahresumsatz von höchstens 10 Millionen Euro. Als mittlere Unternehmen gelten Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten und einer Jahresbilanzsumme von höchstens 43 Millionen Euro oder einem Jahresumsatz von höchstens 50 Millionen Euro.