Akademien der Wissenschaften sind staatlich finanzierte Gelehrtenvereinigungen, die der Förderung der Forschung dienen und den wissenschaftlichen Austausch pflegen. Die acht in der Union der Akademien zusammengeschlossenen Einrichtungen haben ihre Sitze in Berlin, Leipzig, Hamburg, Göttingen, Düsseldorf, Mainz, Heidelberg und München. Die Akademien haben insgesamt 2.570 Mitglieder – und zwei gravierende Probleme: Überalterung und einen geringen Frauenanteil, wie die aktuelle Deutschlandkarte zeigt.

Wissenschaftsakademien sind Gelehrtengesellschaften und zugleich außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Acht große Akademien (AdW) haben sich in der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften e.V. zusammengeschlossen (Karte 1). Sie werden überwiegend von den Ländern, aber auch vom Bund gefördert. Ihr jüngstes Mitglied ist die 2004 gegründete AdW in Hamburg. Weitere Akademien und Gelehrtengesellschaften sind fachbezogen (z. B. die acatech: Deutsche Akademie für Technikwissenschaften mit Sitz in München) oder regional ausgerichtet. Als Nationale Akademie der Wissenschaften fungiert seit 2008 die älteste deutsche Wissenschaftsakademie, die Leopoldina in Halle an der Saale mit rund 1.600 Mitgliedern (gegr. 1652). Zur Geschichte, Entwicklung und Arbeitsweise von AdW siehe MAYR 2002.

In den Satzungen der AdW werden neben der allgemeinen Förderung und Pflege der Wissenschaften folgende Aufgaben und Ziele genannt:
•    Austausch zwischen Fächern und wissenschaftlichen Einrichtungen national und international,
•    Betreuung besonders langfristiger und/oder grundlegender sowie (landes-)geschichtlicher Forschungsvorhaben,
•    Vermittlung und Diskussion wissenschaftlicher Erkenntnisse in die/der Gesellschaft durch wissenschaftliche Publikationen und Veranstaltungen, Politikberatung,
•    Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Darüber hinaus kommt den AdW seit ihren Gründungen eine repräsentative Funktion zu, was sich unter anderem in der Mitgliedschaft namhafter Gelehrter, aber auch von Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik zeigt. Für Forschende aller Zweige gilt es als eine der höchsten Ehren, in eine Akademie aufgenommen zu werden. AdW sind Körperschaften des öffentlichen Rechts in Selbstverwaltung, die Wahl der Mitglieder erfolgt durch die Versammlung der Ordentlichen Akademiemitglieder und wird formal durch die Förderer bestätigt.

Mitgliederzahl und Mitgliedskategorien
Akademien unterscheiden zumeist Ordentliche und Korrespondierende Mitglieder (Karte 1). Auch andere Kategorien wie „außerordentlich“ oder „emeritiert“ werden geführt. Die Gesamtzahl der Mitglieder ergibt sich aus den satzungsgemäßen Höchstzahlen für einige Kategorien. Die Zahl der Ordentlichen Mitglieder hängt u. a. von der Größe und Einwohnerzahl ihrer Herkunftsregion ab.

Akademien sind in Klassen (Sektionen) gegliedert, die verwandte Wissenschaftszweige zusammenfassen, z. B. die von Natur-, Geistes- und Technikwissenschaften. Auch für sie gelten Höchstgrenzen der Mitgliederzahl. Die Mitgliedskategorien wie auch die Klassen der acht Akademien lassen sich nur bedingt vergleichen. So beschränken sich die AdW in Mainz und die Nordrhein-Westfälische AdW nicht nur auf die Wissenschaft, sondern haben auch Klassen für Literatur bzw. Kunst.

Frauenanteil und Altersstruktur
In der Karte 1 wird innerhalb jeder Mitgliedskategorie nach Frauen und Männern unterschieden. Auch Nachwuchsgremien sind berücksichtigt. Den Gesamtanteil der weiblichen Mitglieder 2012 und 2020 zeigt Grafik 1: Im Mittel, d.h. in der Akademieunion insgesamt, hat der Frauenanteil von acht auf 14 Prozent zugenommen, liegt jedoch deutlich unter dem Anteil der Professorinnen an Hochschulen (2019) von 26 Prozent.

So entsteht mit Blick auf Grafik 2 der Eindruck, dass Wissenschaftsakademien Gesellschaften alter Männer sind. Der Altersdurchschnitt liegt zwischen 68 und 74 Jahren. Die Anordnung der Akademien nach dem Jahr ihrer Gründung bzw. Neukonstituierung verdeutlicht zudem: je älter und damit traditionsreicher eine Akademie, umso höher ist der Anteil der Mitglieder, die nach Erreichen der Altersgrenze (65 bis 70) von ihren Pflichten entbunden sind.

Überalterung und geringer Frauenanteil in den Akademien waren schon länger als Problem bekannt. Dementsprechend wurden vor anderthalb Jahrzehnten insbesondere Gremien zur Nachwuchsförderung gegründet (Grafik 1, unten). Der Frauenanteil liegt hier deutlich höher und ist teilweise sogar auf 50 Prozent (Parität) festgeschrieben. Jedoch ist die Mitgliedschaft in den Nachwuchsgremien auf drei bis fünf Jahre begrenzt.

Der Mittelwert des Anteils der weiblichen Mitglieder unter 70 in den acht Akademien liegt aktuell etwa drei bis vier Prozent unter dem der Professorinnen an Hochschulen. Dies lässt sich mit der „Verzögerung“ der Zuwahl in die Akademien gegenüber der Besetzung eines Lehrstuhls erklären: In der Regel werden nur Wissenschaftler/innen hinzugewählt, die eine Professur innehaben. Legt man die Bemühungen zur Erhöhung des Frauenanteils seit 2012 zu Grunde und geht von einer linearen Entwicklung in dem bisherigen Tempo aus, ergäbe sich eine Geschlechterparität erst in 50 Jahren.

Decker, Markus (2020): Wir waren schon mal weiter. In: Leipziger Volkszeitung vom 8.10.2020.

Destatis (Statistisches Bundesamt) (Hrsg.) (2020): Personal an Hochschulen 2019. Fachserie 11 Reihe 4.4, Seite 18 f. URL: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/Publikationen/_publikationen-innen-hochschulen-personal.html
Abrufdatum: 21.10.2020

Großer, Konrad (2013): Akademiemitglieder nach Alter, Geschlecht, Status, Klasse, Wirkungs- und Wohnorten und Karrieremustern. Unveröffentlichte Studie.

Mayr, Alois (2002): Akademien der Wissenschaften. In: Institut für Länderkunde (Hrsg.): Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland. Band 6. Bildung und Kultur. Mithrsg. von Mayer, Alois u. Manfred Nutz. Heidelberg, Berlin. Seite: 86-87. URL: http://archiv.nationalatlas.de/wp-content/art_pdf/Band6_86-87_archiv.pdf
Abrufdatum: 19.10.2020

Websites der Akademien (Mitgliederverzeichnisse, Satzungen, Aufgaben, Ziele)
https://adw-goe.de
https://www.awhamburg.de
http://www.adwmainz.de
https://badw.de
https://www.bbaw.de
https://www.hadw-bw.de
http://www.awk.nrw.de
https://www.saw-leipzig.de
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Websites der Nachwuchsgremien
http://www.adwmainz.de/qualifizierung/junge-akademie/beschreibung.html
https://badw.de/junges-kolleg.html
https://www.diejungeakademie.de
https://www.haw.uni-heidelberg.de/forschung/akademiekolleg/akademie-kolleg.de.html
http://www.awk.nrw.de/akademie/junges-kolleg.html
URL: https://www.saw-leipzig.de/de/ueber-die-akademie/junges-forum
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Online-Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (biografische Angaben von Autoren).
URL: https://www.dnb.de/DE/Home/home_node.html
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Wikipedia (Biografien der Akademiemitglieder). URL: https://www.wikipedia.de/
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Bildnachweis
Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig; V. Bode © IfL

Zitierweise
Großer, Konrad (2021): Wissenschaftsakademien in Deutschland: Altersstruktur und Frauenanteil. In: Nationalatlas aktuell 15 (06.2021) 3 [16.06.2021]. Leipzig: Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL). URL: http://aktuell.nationalatlas.de/akademien-3_06_2021-0-html/

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