Rund 330.000 junge Menschen unter 25 Jahren waren 2010 in Deutschland arbeitslos. Die Quote lag damit bei 6,8 Prozent – der niedrigste Stand seit der deutschen Einheit. Dennoch haben in einigen Regionen viele Jugendliche immer noch schlechte Aussichten auf einen Arbeitsplatz, während in anderen inzwischen nahezu Vollbeschäftigung herrscht.

Die aktuellen Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) zur Arbeitslosigkeit junger Menschen für das Jahr 2010 belegen, dass sich die Situation deutschlandweit deutlich verbessert hat (BA 2011). Die Jugendarbeitslosenquote betrug im Jahresdurchschnitt 6,8%, während sie im Vorjahr (2009) noch um einen Prozentpunkt höher lag. Auch im längerfristigen Vergleich ist dies ein relativ günstiger Wert (Graphik). Die Jugendarbeitslosigkeit sank damit auf den niedrigsten Stand seit der deutschen Einheit. Hier spiegelt sich neben längerfristig wirkenden Faktoren (demographische Entwicklung, Wirtschaftskraft) auch die günstige Konjunkturlage wider.

Im internationalen Vergleich sind die deutschen Werte ebenfalls relativ niedrig. Während die Jugendarbeitslosigkeit in den meisten EU-Staaten deutlich über der allgemeinen Arbeitslosigkeit der jeweiligen Länder liegt, sind die entsprechenden Quoten für Deutschland sogar etwas niedriger als die der Gesamtarbeitslosigkeit (Graphik). Im Durchschnitt des Euroraums (ER 16) sind Jugendliche sogar doppelt so stark von Arbeitslosigkeit betroffen wie andere Arbeitnehmer (Eurostat 2010; ER 16: Belgien, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande, Österreich, Portugal, Slowenien, Slowakei, Spanien und Zypern).

Arbeitsmarkt im Westen für Jugendliche deutlich besser
Die Situation in Deutschland ist jedoch – insbesondere aus Sicht der betroffenen Jungendlichen – nicht überall zufriedenstellend. Bei genauerer Betrachtung werden deutliche regionale Unterschiede sichtbar. Besonders prägnant treten nicht nur das Ost-West-, sondern auch ein Nord-Süd-Gefälle hervor (Karte 1). Dabei korreliert die Arbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen stark mit der Gesamtarbeitslosigkeit in Deutschland.

Während in Ostdeutschland der Ausbildungsmarkt und der Übergang von der Schule in die Berufsausbildung nicht zuletzt aufgrund des demographisch bedingten Rückgangs an jungen Menschen und des massiven Einsatzes staatlicher Mittel zur Schaffung zusätzlicher außerbetrieblicher Lehrstellen vergleichsweise günstig ist (Bode/Burdack 2011), ist dort der allgemeine Arbeitsmarkt für junge Menschen immer noch deutlich schlechter als in großen Teilen Westdeutschlands. Eine wesentliche Ursache dafür liegt in der nach wie vor deutlich geringeren Wirtschaftskraft im Osten Deutschlands. Zu den besonders betroffenen Regionen zählen nicht nur ländlich-periphere Räume, sondern auch die Metropolen Berlin und Leipzig (Karte 1).

In anderen Regionen Ostdeutschlands hat sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt für Jugendliche hingegen deutlich verbessert. So ist beispielsweise die Jugendarbeitslosenquote in Thüringen im Vergleich zum Vorjahr um mehr als zwei Prozent auf 8,1% gesunken und liegt damit nur noch geringfügig höher als in Nordrhein-Westfalen (7,8%) oder Schleswig-Holstein (7,7%) (Karte 2). Eine Ursache für die günstige Entwicklung liegt in den Arbeitspendlerverflechtungen zu den benachbarten Ländern Niedersachsen, Hessen und Bayern, was sich besonders in den grenznahen Kreisen Eichsfeld, Wartburgkreis, Hildburghausen, Sonneberg und Saale-Orla-Kreis bemerkbar macht (Karten 1 u. 3).

Relativ hohe Jugendarbeitslosigkeit existiert nicht nur in weiten Teilen Ostdeutschland, sondern auch in Nordrhein-Westfalen weisen zehn Großstädte Quoten von über zehn Prozent auf. Die höchsten Werte verzeichnen die Ruhrgebietsstädte Gelsenkirchen (13,5%), Herne (12,5), Dortmund (12,1%), Duisburg (11,6) und Oberhausen (11,6), in denen auch der betriebliche Ausbildungsmarkt erhebliche Defizite aufweist (Bode/Burdack 2011).

In zahlreichen Landkreisen Bayerns und Baden-Württembergs dagegen ist die Jugendarbeitslosenquote so gering, dass nahezu Vollbeschäftigung besteht. Besonders günstig ist die Lage in den oberpfälzischen Landkreisen Eichstätt und Neumarkt sowie in den prosperierenden oberbayerischen Kreisen Erding, Ebersberg, München, Bad Tölz-Wolfratshausen, Traunstein und Berchtesgadener Land mit Quoten von unter 2,5% (Karte 1).

BA (Bundesagentur für Arbeit) (Hrsg.) (2011): Arbeitsmarkt in Zahlen – Arbeitsmarktstatistik. Arbeitslosenquoten 2010. Nürnberg.
URL:
http://statistik.arbeitsagentur.de/cae/servlet/contentblob/248058/publicationFile/121846/monats-jahresquoten-d-0-pdf.pdf
Abrufdatum 19.04.2011.

BA (Bundesagentur für Arbeit) (Hrsg.) (2010): Arbeitsmarkt in Zahlen – Arbeitsmarktstatistik. Arbeitslosenquoten 2009. Nürnberg.
URL:
http://www.pub.arbeitsagentur.de/hst/services/statistik/200912/iiia4/monats_jahreszahlend.pdf
Abrufdatum: 09.04.2010.

BODE, Volker u. Joachim BURDACK (2011): Leichte Besserung auf dem Ausbildungsmarkt. In: Nationalatlas aktuell 5 (05.2011) 5 [25.05.2011]. Leipzig: Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL).
URL:
http://aktuell.nationalatlas.de/Lehrstellensituation.5_05-2011.0.html

BODE, Volker u. Joachim BURDACK (2010): Ausbildungsmarkt und Jugendarbeitslosigkeit. In: Nationalatlas aktuell 4 (04.2010) 4 [29.04.2010]. Leipzig: Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL).
URL:
http://aktuell.nationalatlas.de/Lehrstellensituation.4_04-2010.0.html

DGB (Deutscher Gewerkschaftsbund) (Hrsg.) (2006): Jugendarbeitslosigkeit: Ein ungelöstes Problem in Deutschland. Berlin.
URL:
http://www.ak-sozialpolitik.de/doku/01_aktuell/ticker/2007/2007_03_30_dgb.pdf
Abrufdatum: 23.05.2011.

EUROSTAT (Hrsg.) (2010): Arbeitslosenquote des Euroraums bei 10,1%. [= Pressemitteilung Euroindikatoren 180/2010 – 30. Nov. 2010].
URL:
http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_PUBLIC/3-30112010-BP/DE/3-30112010-BP-DE.PDF
Abrufdatum: 23.05.2011.

Bildnachweis
Agentur für Arbeit Leipzig
© V. Bode

Zitierweise
BURDACK, Joachim (2011): Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland. In: Nationalatlas aktuell 5 (07.2011) 7 [14.07.2011]. Leipzig: Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL).
URL:
http://aktuell.nationalatlas.de/Jugendarbeitslosigkeit.7_07-2011.0.html

Prof. Dr. Joachim Burdack
Leibniz-Institut für Länderkunde
Schongauerstr. 9
04328 Leipzig
apl. Professor an der Universität Leipzig
E-Mail: j_burdack@leibniz-ifl.de