Deutschland gilt traditionell als Herstellerland hochwertiger Musikinstrumente. Doch die zunehmende Konkurrenz, vor allem asiatischer Produzenten, hat erhebliche Auswirkungen auf den deutschen Markt. Aktuelle Karten zeigen die Standorte der 1.500 Betriebe und die historisch gewachsenen Zentren des Musikinstrumentenbaus.

Der Musikinstrumentenbau in Deutschland fußt auf einer langen Tradition und steht mit seinen hohen Fertigungsstandards seit Generationen für Qualität und Präzision. Zahlreiche Betriebe beispielsweise aus den Bereichen Klavier- und Cembalobau, Geigen- und Bogenbau sowie Metallblas- und Schlaginstrumentenbau stehen mit ihren Entwicklungen seit jeher in Wechselwirkung mit dem Schaffen großer Komponisten. Markenprodukte „Made in Germany“ genießen weltweit einen exzellenten Ruf – bei Profis wie bei Laienmusikern.

Der deutsche Musikinstrumentenmarkt
Der deutsche Markt gliedert sich in zahlreiche Klein- und Kleinstunternehmen – in der Regel selbstständige Musikinstrumentenbauer bzw. kleine Familienbetriebe – rund 70 mittelständische Unternehmen mit mehr als 20 Beschäftigten und relativ wenige Großbetriebe mit mehr als 100 Beschäftigten (Böcher 2008). Das Statistische Bundesamt (2009) weist in dieser Branche für 2007 insgesamt 1.208 umsatzsteuerpflichtige Unternehmen mit einem Gesamtumsatz von 674 Millionen Euro aus (Glossar, Graphik). Damit gehört der Musikinstrumentenbau zu den umsatzstärksten Zweigen der Musikwirtschaft; der Kulturwirtschaftsexperte Michael Söndermann beziffert zudem die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten für dasselbe Jahr auf 6.359 (Söndermann 2008).

Im Unterschied zu den Angaben des Statistischen Bundesamtes werden in der Karte 1 insgesamt rund 1.500 Betriebe des Musikinstrumentenbaus berücksichtigt (Glossar). Sie stammen aus der Datenbank des Deutschen Musikinformationszentrums (MIZ); dazu zählen im Wesentlichen die im Bundesinnungsverband für das Musikinstrumenten-Handwerk (BIV) und im Bundesverband der deutschen Musikinstrumentenhersteller (BDMH) organisierten Betriebe. Allein die rund 60 mittelständischen Unternehmen des BDMH (Karte 2) erwirtschafteten mit 420 Millionen Euro im Jahr 2007 deutlich mehr als die Hälfte des Gesamtumsatzes der Branche.

Deutsche Weltmarktführer
Unter den Musikinstrumentenbauern in Deutschland existieren sehr renommierte Firmen, die besonders stark auf den internationalen Märkten vertreten sind. So haben sich einige Familienunternehmen im Laufe mehrerer Generationen zu regelrechten Weltmarktführern entwickelt. Drei von ihnen stammen aus Baden-Württemberg: So ist die Firma Hohner aus dem schwäbischen Trossingen weltweit die Nummer eins bei der Herstellung hochwertiger Mundharmonikas, das Unternehmen Louis Renner aus Gärtringen hat diese Stellung für Klaviermechaniken inne, während die Firma Schiedmayer Celesta aus Wendlingen die weltweite Marktführerschaft für Celesten und Tastenglockenspiele besitzt; im Orgelbau ist das Unternehmen Johannes Klais aus Bonn der größte Hersteller (Weissman Institut für Familienunternehmen 2010).

Zentren der Musikinstrumentenherstellung
Auch wenn es sich um ein traditionell geprägtes und etabliertes Handwerk handelt, spielen die Forschungs- und Entwicklungsanteile im Musikinstrumentenbau eine bedeutende Rolle – nicht zuletzt aufgrund der Qualitätssicherung. Deutschlandweit existieren drei Berufsschulen in Ludwigsburg, Mittenwald sowie im vogtländischen Oelsnitz; darüber hinaus besteht die Möglichkeit, in der Nebenstelle Markneukirchen (Vogtland) der Westsächsischen Hochschule Zwickau Musikinstrumentenbau zu studieren.

Diese Ausbildungseinrichtungen befinden sich in bedeutenden Zentren der Musikinstrumentenproduktion. Der so genannte Musikwinkel im sächsischen Vogtland (Klingenthal, Markneukirchen, Erlbach) ist mit seiner über 350-jährigen Tradition neben dem Geigenbau und der Saitenfabrikation vor allem für die Herstellung von Harmonikas, Streich- und Zupfinstrumenten bekannt. Die Region Nürnberg/Fürth/Erlangen mit Bubenreuth gilt als Zentrum des fränkischen Streich- und Zupfinstrumentenbaus, wo sich nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem böhmische Handwerker niederließen, während im Rhein-Main-Gebiet die Herstellung von Metall- und Holzblasinstrumenten ausgeprägt ist. Eine herausragende Stellung besitzt auch die Region München zusammen mit Mittenwald als Sitz der Geigenbauerinnung. (Karte 1). Bezogen auf die Bundesländer weisen Sachsen und Bayern den höchsten Unternehmensbesatz der Branche auf (Karte 3).

Aktuelle Entwicklungen
Die hohe Binnennachfrage nach Musikinstrumenten resultiert nicht zuletzt aus der Tatsache, dass umgerechnet jeder Sechste in Deutschland ein Musikinstrument spielt (GfK 2009). Doch besteht aus Sicht vieler deutscher Hersteller ein zunehmendes Problem hinsichtlich relativ preiswerter Konkurrenzprodukte aus asiatischen und osteuropäischen Niedriglohnländern. Allein ein Drittel der importierten Ware kommt inzwischen aus China und verursacht so einen starken Preisdruck und Verdrängungswettbewerb (BDMH 2008). Gleichzeitig behaupten sich aber immer mehr deutsche Hersteller auch auf dem asiatischen Markt. Allerdings ist die Exportquote deutscher Unternehmen aufgrund der aktuellen ökonomischen Entwicklungen insgesamt deutlich abgeschwächt. So gingen im Jahr 2008 die Exporte in die USA und nach Großbritannien um jeweils 15 Prozent zurück. Der Anteil der US-Exporte an den Gesamtexporten verringerte sich damit auf 12 Prozent; noch ein Jahr zuvor war er mit 23 Prozent fast doppelt so hoch (BDMH 2008).

BDMH (Bundesverband der deutschen Musikinstrumentenhersteller) (Hrsg.) (2010): Mitgliederverzeichnis.
URL:
http://www.musikinstrumente.org/v4/hersteller1.htm
Abrufdatum: 11.03.2010.

BDMH (Bundesverband der deutschen Musikinstrumentenhersteller) (Hrsg.) (2008): Musikinstrumenten-Herstellung: Umsätze in 2008 – noch – gestiegen. (=Pressemitteilung). Wiesbaden.
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Abrufdatum: 18.02.2010.

BÖCHER, Birgit (2008): Musikinstrumentenbau. In: MIZ (Hrsg.): Themenportal Musikwirtschaft.
URL:
http://www.miz.org/static_de/themenportale/einfuehrungstexte_pdf/07_Musikwirtschaft/boecher_musikinstrumentenbau.pdf
Abrufdatum: 18.02.2010.

BVK (Bundesverband Klavier) (Hrsg.) (2010): Mitgliederverzeichnis.
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http://www.pianos.de/de/mitglieder/
Abrufdatum: 11.03.2010.

GfK (Gesellschaft für Konsumforschung) (2009): Musikinstrumente und Musizieren – Studie 2009. Hrsg. im Auftrag der Society of Music Merchants SOMM, Berlin. Kurzform:
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http://www.miz.org/artikel/GFK_Kurz_0909.pdf
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LINK, Horst (2000): Die Verbände der deutschen Musikinstrumentenhersteller im 19. und 20. Jahrhundert einschließlich der geschichtlichen Parallelen zu Österreich. Tutzing.

MAYR, Alois u. Michael SÖNDERMANN (2002): Musikleben in Deutschland. In: Institut für Länderkunde (Hrsg.): Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland. Band 6: Bildung und Kultur. Heidelberg, Berlin, S. 104–107.

MIZ (Deutsches Musikinformationszentrum) (Hrsg.): Themenportal Musikwirtschaft.
URL:
http://www.miz.org/artikel_themenportale_vorbemerkungen_tpmwmusikwirtschaft.html
Abrufdatum: 18.02.2010.

MOECK, Hermann (Hrsg.) (1987): Fünf Jahrhunderte Deutscher Musikinstrumentenbau. Ein Jubiläumsbuch. Celle.

SÖNDERMANN, Michael (2008): Musikwirtschaft. In: MIZ (Hrsg.): Themenportal Musikwirtschaft.
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http://www.miz.org/static_de/themenportale/einfuehrungstexte_pdf/07_Musikwirtschaft/soendermann.pdf
Abrufdatum: 18.02.2010.

STATISTISCHES BUNDESAMT (versch. Jg.) (Hrsg.): Umsatzsteuerstatistik. Wiesbaden.

WEISSMANN INSTITUT FÜR FAMILIENUNTERNEHMEN (Hrsg.) (2010): Weltmarktführerplattform.
URL:
http://www.weissman-wmf.de/de/Home-245.html
Abrufdatum: 11.03.2010.

Bildnachweis:
Geigenbauer bei der Arbeit: © Joakim Amundin

Zitierweise:
Schulmeistrat, Stephan (2010): Standorte und Zentren im Musikinstrumentenbau. In: Nationalatlas aktuell 4 (03.2010) 3 [24.03.2010]. Leipzig: Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL).
URL:
http://aktuell.nationalatlas.de/Musikinstrumentenbau.3_03-2010.0.html

Stephan Schulmeistrat
Deutscher Musikrat gGmbH
Deutsches Musikinformations-
zentrum (MIZ)
Weberstraße 59
53113 Bonn
Tel.: (0228) 2091-180
E-Mail: schulmeistrat@musikrat.de
Internet: http://www.miz.org

Umsatzsteuerstatistik, Datenbestände des MIZ

In der Umsatzsteuerstatistik des Statistischen Bundesamtes werden alle Unternehmen erfasst, die Umsatzsteuer-Voranmeldungen abgegeben haben, und zwar mit jährlichen Lieferungen und Leistungen von mehr als 17.500 Euro. Nicht erfasst sind Jahreszahler (Unternehmer, die keine Voranmeldung, sondern nur eine jährliche Umsatzsteuer-Erklärung abgeben müssen) und Selbständige mit einem jährlichen Umsatz von weniger als 17.500 Euro. Nicht erfasst werden ferner jene Unternehmen, die nahezu ausschließlich steuerfreie Umsätze tätigen bzw. bei denen keine Steuerzahllast entsteht (Statistisches Bundesamt 2009).

Die in der Karte dargestellten Unternehmen basieren auf den Datenbeständen des Deutschen Musikinformationszentrums (MIZ). Diese umfassen Mitglieder des Bundesinnungsverbands für das Musikinstrumenten-Handwerk (BIV), des Bundesverbands der deutschen Musikinstrumentenhersteller e.V. (BDMH), des Bundesverbands Klavier e.V. (BVK); ferner auch Betriebe, die im Bund Deutscher Klavierbauer e.V. (BDK), im Bund Deutscher Orgelbaumeister e.V. (BDO) und im Verband Deutscher Geigenbauer und Bogenmacher e.V. (VDG) organisiert sind.