Der Euro steht nicht mehr allein in der deutschen Währungswelt. Mit der Einführung des „Rolands“ in Bremen entstand 2001 eine eigene Währung, die zum damaligen Zeitpunkt erstmals als komplementäres Zahlungsmittel neben der D-Mark gebraucht wurde und heute eine lokale Konkurrenz zum Euro darstellt. Seitdem haben sich zahlreiche Initiativen gebildet, die in ihrer jeweiligen Region räumlich begrenzt gültige Zusatzwährungen eingeführt haben (Karte 1); diese so genannten Regionalwährungen werden auch kurz als „Regios“ bezeichnet (ähnliche Konzepte, die teilweise fließend ineinander übergehen, sind u.a. Tauschringe, Kooperationsringe, Mitgliedsbanken oder Zeitwährungen).
Doch dem Euro droht kein Ungemach: Da das Regionalgeld lediglich im Sinne von zeitlich und räumlich beschränkten Wertgutscheinen für ganz bestimmte Waren und Dienstleistungen eingesetzt wird, stellt es keine echte „Nebenwährung“ dar. Somit sind die Regios bislang noch nicht in Konflikt mit dem Bundesbankgesetz geraten.
Mittlerweile existieren in Deutschland neben dem Euro 33 Regionalwährungen, und mindestens 40 weitere Initiativen planen eigenes Geld in Umlauf zu bringen (Karte 1 u. Graphik 1). Die Vielfalt der Ausgestaltung ist beachtlich. Die Größe der Akzeptanzgebiete reicht von einem einzelnen Ort bis hin zu einem ganzen Bundesland und teilweise auch über Ländergrenzen hinweg. So gilt z.B. der „Volmetaler“ nur in Hagen, während „Hansemark“, „Tauber-Franken“ und „Urstromtaler“ sogar über Ländergrenzen hinweg akzeptiert werden (Karte 2). Neben den „traditionellen“ Regionalwährungen, in Form von Regio-Banknoten und -Münzen, entstehen zunehmend auch Währungen, die auf Chipkarten basieren.
Motivation der Initiativen
Regionalwährungen sind ein Instrument der Regionalförderung, mit dem zumeist den negativen Folgen einer globalisierten Wirtschaft auf die eigene Region entgegengewirkt werden soll. Geld aus der Region für die Region lautet das Motto: Produkte und Dienstleistungen aus der Region werden mit den Regios von Menschen aus der Region bezahlt. Ein regionaler Kreislauf entsteht (Graphik 2). Eine Umlaufsicherung durch einen negativen Zins, also einen gewollten Wertverlust, soll eine Erhöhung des Geldumlaufs und damit eine regionale Umsatzsteigerung und Kaufkraftbindung erreichen. Die durch Rücktausch- und Umlaufgebühr anfallenden Erträge decken zum einen die Verwaltungskosten, zum anderen werden sie zur Unterstützung gemeinnütziger Projekte eingesetzt.
Die Motivation der Teilnehmer bezieht sich nicht nur auf ökonomische Ziele, wie beispielsweise die Sicherung von Arbeitsplätzen, die Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe und die Erhaltung der regionalen Angebotsvielfalt, sondern auch auf ökologische, indem das Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften gestärkt wird und geringere Transportwege notwendig sind. Darüber hinaus werden mit Hilfe dieser Initiativen soziale Projekte vor Ort unterstützt, die regionale Identität gefördert und eine Verbesserung der Lebensqualität angestrebt.
Ausblick
Die Entwicklung der Regionalwährungen unterliegt derzeit einem sehr dynamischen Prozess, so dass auch die aktuelle Karte nur eine Momentaufnahme darstellen kann (zur Methode siehe Glossar). Zum Vergleich spiegelt die Karte 2 aus dem Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland (Band 12: Leben in Deutschland) den Stand März 2006 wider, als es noch 19 Regionalwährungen gab und weitere 25 Initiativen „ihr Geld“ in Umlauf bringen wollten. Nach der anfänglichen Boom-Situation neuer Initiativen hat mittlerweile eine Konsolidierung eingesetzt. Einzelne Regionalwährungsinitiativen haben sich zusammengeschlossen oder planen einen Zusammenschluss, um die Akzeptanzregion zu vergrößern und damit das Angebot an Produkten und Dienstleistungen in der Region zu erhöhen. Andere Initiativen haben sich bereits wieder aufgelöst. Eine gewisse „kritische Masse“ scheint nicht für jede Initiative erreichbar, so dass ein Zusammenschluss mit anderen Initiativen eine mögliche Option darstellt, um eine Regionalwährung dauerhaft in Umlauf halten zu können.
Es bleibt abzuwarten, ob die angestrebten ökonomischen, ökologischen und sozialen Ziele tatsächlich erreicht werden und die Initiativen nachhaltige Wirkungen in den Regionen entfalten. Dazu lassen sich zu diesem Zeitpunkt noch keine klaren Aussagen treffen, da die Regionalwährungen noch nicht lange genug am Markt vertreten sind. Zukünftige Regionalstudien könnten diese Fragen klären.