Klassifizierungsmethoden: gleichabständige Klassifizierung, Quantilmethode (Quintile, Octile)
Die Verwendung unterschiedlicher Klassifikationsverfahren kann trotz Berücksichtigung der selben Daten völlig unterschiedliche Raummuster hervorbringen und zu unterschiedlichen Interpretationen führen. Im Kartenbeitrag zur Kleinkinderbetreuung werden zwei häufig verwendete Klassifizierungsverfahren vergleichend nebeneinander gestellt:
• das Prinzip der Quantile, bei dem alle Klassen die gleiche Zahl von Elementen enthalten, aber unterschiedlich breit sind, und
• die gleichabständige Klassifizierung, bei der die Klassen gleich breit, aber unterschiedlich besetzt sind.
Die Klassifizierung nach der Quantilmethode ist in den Karten auf der linken Seite angewendet worden; in der Karte 3A zur Ganztagsbetreuung wurden Quintile gebildet, d.h. der Datensatz wurde in fünf gleichgroße Teile zerlegt. In den übrigen Karten wurden acht Klassen gebildet, so genannte Octile. In den Karten auf der rechten Seite ist die gleichabständige Klassifizierung gewählt worden.
Vor- und Nachteile
Die gleichabständige Klassifikation ist für den Kartennutzer leicht verständlich und gut zur Visualisierung von Extremwerten (höchste und niedrigste Werte) geeignet. Unter Umständen können aber einzelne Klassen unbesetzt bleiben oder nur von wenigen Fällen besetzt sein, während andere Klassen eine große Zahl von Fällen enthalten. Um dieses Problem zu vermeiden, wurde in der Karte 1B von der Gleichabständigkeit abgewichen, indem die Klasse 0-10% geteilt wurde, da sie ansonsten 203 der 439 Kreise enthalten hätte.
Dieses Problem stellt sich bei der Quantilmethode nicht. Trotzdem können auch hier Kompromisse notwendig werden, insbesondere, wenn der darzustellende Indikator bei einer größeren Zahl von Raumeinheiten den gleichen Wert annimmt oder ganzzahlige Klassengrenzen angestrebt werden. Aus diesen Gründen wurde in Karte 1A (Octile) in der Klasse 5-7% von dem Prinzip der Teilung in eine annähernd gleich große Anzahl von Kreisen abgewichen, so dass in dieser Klasse 66 statt 55 Kreise enthalten sind.
Der subjektive Faktor (in der Kartographie)
Die Karten 2A und 2B zeigen deutlich, dass die Verwendung unterschiedlicher Klassifikationsverfahren bei gleicher Klassenzahl unterschiedliche Raummuster erzeugen. Aus Karte 2B geht hervor, dass die Betreuungsquote in den meisten Kreisen 2006/07 nur leicht angestiegen ist; die Kreise mit den höchsten Veränderungen treten klar hervor. In Karte 2A sind dagegen diese Extremwerte nicht zu erkennen, dafür ist das „Hauptfeld“ differenzierter dargestellt; insbesondere die Zuwächse in vielen süddeutschen Kreisen kommen klar zur Geltung.
Das Beispiel belegt, dass in der kartographischen Darstellung (Karten) der subjektive Faktor eine gewisse Rolle spielt – trotz scheinbar objektiver Methoden.