In Deutschland gibt es 13 ausgewiesene Anbaugebiete für die Herstellung von Wein mit geschützter Ursprungsbezeichnung. Die Weinbaugebiete unterscheiden sich deutlich in ihrer Größe und Ausrichtung auf bestimmte Rebsorten, wie die aktuelle Karte zeigt. Deutschland gilt als Weißweinland – der Rotwein hat jedoch in den letzten Jahren deutlich an Gewicht gewonnen.

Im internationalen Vergleich ist Deutschland ein kleinerer Weinproduzent. Hier werden rund 3,3 Prozent der globalen Weinmenge erzeugt (2014). Nach der Anbaufläche liegt Deutschland mit 102.439 ha auf dem 14. Platz, gemessen am Ernteertrag mit 9.211.000 Hektolitern (hl) auf Platz zehn (2014). Für 2015 werden etwa 8.953.000 hl erwartet (StBA 2015a, S. 4)

Neues EU-Genehmigungssystems für Rebpflanzungen
Mit Beginn des Jahres 2016 ist das europäische Genehmigungssystem für Rebpflanzungen geändert worden. Während die Weinanbauflächen in der EU wegen befürchteter Überproduktion lange Zeit nicht erweitert werden durften, ist den Mitgliedsstaaten jetzt ein jährlicher Flächenzuwachs von bis zu einem Prozent gestattet. Hintergrund dieses Politikwandels sind veränderte Weltmarktbedingungen: Die Nachfrage nach Wein steigt außerhalb Europa, und so sieht man neue Exportchancen für Wein aus der EU, zumal auch außereuropäische Länder ihre Anbauflächen teilweise stark ausgeweitet haben. Dies trifft insbesondere auf China zu, das inzwischen zu den Top Fünf nach der Rebfläche zählt. In Deutschland hat die Bundesregierung entschieden, den Spielraum zusätzlicher Pflanzrechte nicht voll auszuschöpfen. In den kommenden Jahren soll die Rebfläche jeweils nur um 300 ha pro Jahr wachsen, was einem Flächenzuwachs von etwa 0,3 Prozent entspricht. Der Bundesrat hat zudem durchgesetzt, dass jedes der 13 Flächenbundesländer jährlich zusätzliche Pflanzrechte für mindestens 5 ha erhält. Künftig ist damit in allen Bundesländern, mit Ausnahme der Stadtstaaten, erwerbsmäßiger Weinbau möglich. Schon heute gibt es – außerhalb der 13 Anbaugebiete für Qualitätswein – die geschützten geographischen Angaben „Brandenburger Landwein“, „Mecklenburger Landwein“ und „Schleswig-Holsteiner Landwein“.

Rebflächen überwiegend südlich des 50. Breitengrades
Der neue kleinflächige Weinanbau im Norden ändert nichts an der Tatsache, dass die deutschen Rebflächen sich regional im Südwesten konzentrieren, vor allem in den Tälern des Rheins und seiner Nebenflüsse (z. B. Main, Mosel, Nahe, Neckar). Allein in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg wachsen nahezu 90 Prozent des deutschen Weins. Insgesamt sind 13 Anbaugebiete für die Herstellung von „Wein mit geschützter Ursprungsbezeichnung“ (bis 2010 „Qualitäts- und Prädikatswein“) ausgewiesen (Karte). Die größten Anbauregionen sind Rheinhessen mit 26.563 ha und die Pfalz mit 23.593 ha (2014; StBA 2015b, S. 6). Fünf Weinbaugebiete haben dagegen jeweils weniger als 1000 ha (Ahr, Hessische Bergstraße, Mittelrhein, Saale-Unstrut und Sachsen).

Regionale Weine
Deutliche Unterschiede zeigen die Anbaugebiete hinsichtlich der Rebsortenzusammensetzung (Karte). So nimmt der Riesling an der Mosel weit mehr als die Hälfte der Anbaufläche ein (61,0 %). Das Weinbaugebiet Mosel ist international bekannt für hochpreisige Trockenbeerenauslesen und Eisweine. Auch im Rheingau dominiert der Riesling (78,6 % der Anbaufläche). In Franken herrscht dagegen traditionell der Silvaner vor. Die Frankenweine werden meist in der regionaltypischen Weinflasche, dem Bocksbeutel, angeboten. Württemberg ist – abgesehen vom kleinen Anbaugebiet Ahr – die einzige Region, die überwiegend Rotweine erzeugt. Typisch sind hier die Sorten Blauer Limburger (Lemberger), Schwarzriesling (Müllerrebe) und Trollinger, die in anderen Anbaugebieten kaum zu finden sind. Das milde Klima in Baden bietet besonders gute Bedingungen für Weiß- und Spätburgunder. Eine regionale Besonderheit ist hier auch die weiße Rebsorte Gutedel, die als älteste Kulturrebe gilt (etwa 5000 Jahre alt) und nahezu ausschließlich im badischen Markgräflerland angebaut wird.

Rebsortenvielfalt
Von deutschen Winzern werden weit über 100 verschiedene Rebsorten angebaut. Dies spiegelt auch die Geschmacksvielfalt des deutschen Weins wider. Eine größere kommerzielle Bedeutung haben jedoch nur etwa zwei Dutzend Sorten. Deutschland gilt als Weißweinland. Die Bedeutung des Rotweins hat jedoch in den letzten Jahrzehnten zugenommen. So ist der Flächenanteil von roten Trauben zwischen 1999 und 2014 von 24,1 (25.154 ha) auf 35,1 Prozent (35.941 ha) gestiegen, während die weißen Rebsorten von 75,9 (79.106 ha) auf 64,9 Prozent (66.498 ha) zurückgingen.

Bei den Weißweinen steht vor allem der Riesling international für deutschen Qualitätswein; nirgendwo auf der Welt wird mehr Riesling angebaut. Nahezu ein Viertel (23.440 ha) der deutschen Rebflächen sind mit Riesling bepflanzt: Dieser Flächenanteil blieb in den letzten 15 Jahren weitgehend konstant (Grafik). Bei anderen weißen Rebsorten haben sich dagegen zum Teil starke Veränderungen ergeben. International bekannte Trauben wie Grauburgunder (+113,3 %) oder Weißburgunder (+99,6 %) haben deutlich zugelegt, während viele sogenannte Neuzüchtungen aufgrund eines eher negativen Images beim Kunden einen starken Rückgang verzeichneten, z.B. Müller-Thurgau (-38,3 %), Kerner (-57,8 %), Bacchus (-46,2 %) oder Scheurebe (-54,5 %). Umso überraschender ist es, dass bei den Rotweinsorten die Neuzüchtung Dornfelder zu einem Modewein avancieren konnte. Der Dornfelder ergibt einen dunklen Rotwein, der ursprünglich als Verschnittpartner diente, um Wein aus anderen Rebsorten mehr Farbe zu verleihen. Heute sind 8.015 ha (2014) mit Dornfelder bepflanzt, was gegenüber 1999 eine Zunahme von 112,8 Prozent darstellt (Grafik). Der Dornfelder ist inzwischen die zweitwichtigste Rotweinsorte in Deutschland und wird in seiner Verbreitung nur noch vom Spätburgunder übertroffen (11.783 ha), dessen Anbaufläche ebenfalls zugenommen hat (+36,3 %).

Weltwirtschaftskrise und Weinexport
Deutscher Wein wird auch im Ausland geschätzt. 2014 wurden 1.174.000 hl im Warenwert von 315 Mio. Euro exportiert (DWI 2016, S. 2) d.h. dass etwa ein Siebtel des Ernteertrags an ausländische Weinfreunde geht. Hauptabnehmer sind die USA, die Niederlande und Großbritannien, aber auch die skandinavischen Länder sind wichtige Handelspartner. Seit der Weltwirtschaftskrise 2008/2009 ist die Exportmenge rückläufig. Der Weinexport ist auch von Wechselkursschwankungen und politischen Entwicklungen abhängig. So hat der Export in die USA im letzten Jahr vom schwachen Außenwert des Euro profitiert, während andererseits die Auswirkungen der Ukrainekrise zu einem massiven Einbruch der Ausfuhr nach Russland führten. Russland fiel gemessen an der Importmenge von Platz sieben (2014) auf Platz 21 (Stand Dezember 2015) zurück (IHK Trier 2016).

Die deutschen Winzer konnten den Exportrückgang der letzten Jahre zumindest teilweise durch ein höheres Preisniveau und einen gestiegenen Anteil am Inlandsmarkt kompensieren. So lag der Anteil von deutschem Wein am Inlandsverbrauch 2013 bei 46 Prozent. Wichtig für den Inlandsabsatz ist, dass der Pro-Kopf-Konsum in Deutschland stabil bei jährlich etwa 25 Litern Wein und Schaumwein liegt, während er z. B. in den traditionellen Weintrinkerländern Frankreich und Italien deutlich rückläufig ist. In Frankreich ging der Jahresverbrauch pro Kopf zwischen 2000 und 2013 von 57 auf 42 Liter zurück und in Italien von 55 auf 36 Liter (vgl. BMEL 2015, S. 115).

BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) (Hrsg.) (2015): Ertragslage Garten- und Weinbau 2015: Daten-Analysen. Bonn.

BMELV (Hrsg.) (2004): Statistisches Jahrbuch über Ernährung, Landwirtschaft und Forsten 2004. Bonn.

DWI (Deutsches Weininstitut) (Hrsg.) (2016): Deutscher Wein 2015/2016. Statistik. Mainz.

IHK Trier (Industrie- und Handelskammer Trier) (Hrsg.) (2016): Weinexport/Weinimport. Exportstatistik. URL: http://www.ihk-trier.de/ihk-trier/Integrale?SID=9FF70164376B6B4720E92F289A979B6A&MODULE=Frontend.Media&ACTION=ViewMediaObject&Media.PK=9868&Media.Object.ObjectType=full
Abrufdatum: 22.02.2016.

StBA (Statistisches Bundesamt) (Hrsg.) (2015a): Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Wachstum und Ernte Weinmost : Oktober 2015. Fachserie 3 Reihe 3.2.1..Wiesbaden.

StBA (Statistisches Bundesamt) (Hrsg.) (2015b): Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung: Rebflächen 2014. Fachserie 3 Reihe 3.1.5. Wiesbaden.

StBA (Statistisches Bundesamt) (Hrsg.) (versch. Jg.:2002 bis 2014): Land- und Forstwirtschaft, Fischerei. Landwirtschaftliche Bodennutzung: Rebflächen. Fachserie 3 Reihe 3.1.5. Wiesbaden.

Bildnachweis
Weintrauben; Jutta Burdack © IfL.

Zitierweise
Burdack, Joachim (2016): Weinanbau in Deutschland: Die heimische Nachfrage schützt vor internationalen Turbulenzen. In: Nationalatlas aktuell 10 (03.2016) 2 [16.03.2016]. Leipzig: Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL). URL: http://aktuell.nationalatlas.de/Wein.2_03-2016.0.html

Prof. Dr. Joachim Burdack
Leibniz-Institut für Länderkunde
Schongauerstr. 9
04328 Leipzig
apl. Professor an der Universität Leipzig
E-Mail: j_burdack@leibniz-ifl.de