Geoparks sind eine vergleichsweise junge Erscheinung. In den Jahren um 1990 entstand an verschiedenen Stellen auf der Erde die Idee, die geologischen Sehenswürdigkeiten einer Region zu räumlichen Ensembles zusammenzufassen, um wirkungsvoller auf sie aufmerksam zu machen. In ähnlicher Weise wie in Nationalparks, Biosphärenreservaten und Naturparken werden in den Geoparks Elemente der – in diesem Fall unbelebten – Natur als Schutzgüter für den Naturschutz einerseits und als Grundlage für Erholung und Tourismus andererseits verstanden und behandelt. Man kann Geoparks außerdem als räumliche Ausweitung der geologischen Lehrpfade sehen, die in Deutschland und den Nachbarländern in den 1980er Jahren eingerichtet wurden. Dies war beispielsweise in der Eifel der Fall, wo der Geopfad Hillesheim den Ausgangspunkt für den Geopark Vulkaneifel bildete. Mittlerweile hat sich der Begriff weltweit etabliert, spätestens seit 2015, als die UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) Geoparks in ihr geowissenschaftliches Programm aufnahm und mit der Bezeichnung UNESCO Global Geoparks ehrte.
Geoparks sind – im Unterschied zu den anderen Großschutzgebietstypen Nationalpark, Naturpark oder Biosphärenreservat/-gebiet – keine gesetzliche Kategorie. Das Konzept entstand zunächst aufgrund einzelner Initiativen, die unabhängig voneinander einfach damit anfingen. Nachdem die Idee auf internationalen Tagungen (z.B. dem International Geological Congress in Peking 1996) diskutiert wurde, schloss man sich schließlich zusammen und erstellte eigene Richtlinien.
Die Anfänge in Europa
Im Jahr 2000 bildeten vier Geoparks das European Geoparks Network (EGN), das ein erstes Regelwerk aufstellte. Mit dabei waren damals der Geopark Vulkaneifel, außerdem je ein Geopark aus Frankreich, Spanien und Griechenland. Schon vor 2000 wirkte auch die UNESCO an diesem Prozess mit, weil sie mit dem Konzept die Erwartung verknüpfte, für die in den damals existierenden Welterbe- und Biosphärenprogrammen unterrepräsentierten Geowissenschaften ein Instrument des Gebietsschutzes zu schaffen. Von Anfang an ist die Zertifizierung eine wesentliche Grundlage für die Qualitätssicherung der Geopark-Bewegung und zugleich Eintrittskarte in die Netzwerke und Organisationen. Dies gilt nicht nur für die Erstaufnahme, sondern kontinuierlich: In einer Evaluierung (alle vier Jahre bei den UNESCO Global Geoparks, alle fünf Jahre bei den Nationalen GeoParks in Deutschland) wird regelmäßig überprüft, ob ein Geopark sein Etikett noch zu Recht trägt. Für die UNESCO Global Geoparks gelten seit 2015 die Guidelines für Geoparks des International Geoscience and Geoparks Programme, die die UNESCO und die Weltorganisation der Geowissenschaften IUGS (International Union of Geological Sciences) gemeinsam verantworten.
Ein eigenes nationales Gütesiegel
Da um die Jahrtausendwende in Deutschland etliche Initiativen auf den Plan traten, die die internationale Zertifizierung überfordert hätten, beschloss der Bund-Länder-Ausschuss Bodenforschung (BLA-GEO) 2002, ein nationales Geopark-Gütesiegel mit entsprechender Zertifizierung zu schaffen. In Anlehnung an die international Regelwerke stellte er dafür eigene Richtlinien auf. Die GeoUnion Alfred-Wegener-Stiftung als Zusammenschluss der Forschungseinrichtungen und Fachverbände auf dem Gebiet der Geowissenschaften wurde beauftragt, diese Zertifizierung durchzuführen und dafür eine ständige Kommission einzurichten.
Aufgaben und Erfordernisse
Geoparks verknüpfen in ihrer Zweckbestimmung verschiedene, durchaus unterschiedliche Aufgaben. Für die Geowissenschaften sind sie vor allem das Instrument, die häufig sperrigen und in der deutschen Bildungslandschaft vernachlässigten Themen der Geologie und ihrer Nachbardisziplinen sowie auch deren Errungenschaften in die Gesellschaft zu vermitteln. Dies geschieht vor allem durch das didaktisch aufbereitete geologische Erbe des jeweiligen Raumes, vor allem an besonders sehenswerten Aufschlüssen und anderen geologischen Schaustellen – sogenannten Geotopen. Darüber hinaus gibt es Ausstellungen in den Infozentren sowie Online-Information. Außerdem werden Verbindungen zur regionalen Wirtschafts- und Kulturgeschichte gesucht. Dieser Auftrag der Geo-Bildung wird durch Aspekte genereller Umwelt- und Nachhaltigkeitsbildung erweitert. Die UNESCO weltweit und die Deutsche UNESCO-Kommission in Deutschland fordern in diesem Zusammenhang, dass sich die Geoparks als Modellregionen für nachhaltige räumliche Entwicklung aufstellen.
Die Geoparks sollen jedoch ihr Geo-Erbe und ihre geologischen Anlaufstellen nicht nur präsentieren, sondern auch schützen. Sie widmen sich damit einem ebenfalls eher neuen und wenig bekannten Themenbereich; dieser wird im Englischen mit Geoconservation beschrieben und im Deutschen in der Regel als Geotopschutz bezeichnet. Dabei geht es um so etwas wie Naturschutz für Steine.
Schließlich wird mit den Geoparks auch die Idee verknüpft, die regionale Wirtschaftsentwicklung zu fördern. Dabei spielt der organisierte Geotourismus, aber auch durch die Vermarktung regionaler Produkte und die Förderung binnenregionaler Wirtschaftskreisläufe eine große Rolle.
Räumliche Abgrenzung und Präsentation
Geoparks müssen eindeutig räumlich abgegrenzt sein, den unmittelbaren Bezug zur Thematik des Parks widerspiegeln und sich an Verwaltungsgrenzen der betreffenden Gemeinden beziehungsweise Kreise orientieren. Selbstverständlich steht dahinter eine geschäftsfähige Organisation: Häufig sind Geoparks Vereine, deren Mitglieder die betreffenden Landkreise und Gemeinden sind. Die BLA-GEO-Richtlinien fordern darüber hinaus auch geowissenschaftlich ausgewiesenes Personal.
Von den Geoparks wird zudem erwartet, dass sie ihre geologischen Sehenswürdigkeiten im Rahmen eines stimmigen Konzepts, eventuell auch unter einem gegebenen Motto, präsentieren. Dies soll im Gelände durch Schilder und Schautafeln, darüber hinaus über Infozentren sowie Informationsmaterialien gewährleistet sein. In der Regel werden die geowissenschaftlich und geotouristisch interessanten Geotope im Rahmen von Geopfaden bzw. -routen räumlich und thematisch miteinander verbunden. Weil Geologie oft weit weg ist von den Alltagserfahrungen, sind besonders Führungen und Exkursionen wichtig, bei denen Geo-Wissen vor Ort im Gelände vermittelt werden kann.
Die Geoparks in Deutschland
In den ersten zwei Jahrzehnten des Gütesiegels „Nationaler GeoPark“ wurden 21 Geoparks zertifiziert (Karte 1); vor zehn Jahren waren es noch 14 (Gerber 2014). Zwei – Mecklenburgische Eiszeitlandschaft und Eiszeitland am Oderrand – haben zwischenzeitlich das Etikett verloren, können es jedoch wiedererlangen, wenn sie die Richtlinien wieder erfüllen. Acht der aktuell insgesamt 19 Nationalen GeoParks sind zugleich UNESCO Global Geoparks. Sechs von ihnen waren vor 2015 bereits Mitglied des EGN, und die beiden Geoparks Thüringen Inselsberg-Drei Gleichen und Ries haben sich seitdem erfolgreich um die Aufnahme in den weltweiten Kreis beworben.
Die Geoparks in Deutschland repräsentieren die hohe Geodiversität unseres Landes mit einer erstaunliche Vielfalt an erlebbaren geologischen Erscheinungen aus allen Erdzeitaltern, in denen alle erdenklichen Gesteinsarten vorkommen. Lediglich die Nord- und Ostseeküste sowie die Alpen sind nicht vertreten. Die meisten liegen in den Mittelgebirgen, wo die Geologie stärker zutage tritt. Die beiden Geoparks Muskauer Faltenbogen und Emsland gehören dagegen vollständig dem Nordmitteleuropäischen Tiefland an und thematisieren die besondere glazialmorphologische Prägung bzw. jüngere Bildungen wie beispielsweise Moore.
Einige Geoparks zeichnen sich durch ein ganz spezifisches Merkmal aus: der Geopark Ries als Impaktkrater eines Meteoriteneinschlags des Miozäns (vor rund 15 Millionen Jahren), die Schwäbische Alb als vor allem von Jura-Kalk geprägte Karstlandschaft, das Ruhrgebiet als Rohstoffregion insbesondere der Schwerindustrie, Porphyrland als Raum eines älteren Vulkanismus des Erdaltertums (Gerber 2021), Laacher See, Vulkaneifel und Vogelsberg als Räume mit jüngerem (neogenem und holozänem) Vulkanismus. Die übrigen Geoparks zeigen im Wesentlichen die Vielfalt der Mittelgebirgsräume mit ihrem breiten Spektrum an erdgeschichtlichen Formationen, Gesteinsarten und sonstigen geologischen Phänomenen wie zum Beispiel Karsterscheinungen (Karte 2). Die Existenz nutzbarer Rohstoffe wird dokumentiert durch Steinbrüche und Bergwerke. Manche stillgelegte, aber historisch bedeutende Gewinnungsstätten dienen heute als attraktive Schaubergwerke.
Grenzüberschreitende Geoparks
Zwei Geoparks greifen über die deutsche Grenze hinaus: der Geopark Muskauer Faltenbogen nach Polen und der Geopark Bayern-Böhmen nach Tschechien. Beim erstgenannten handelt es sich um einen binationalen Geopark beiderseits der Neiße. Er wird vom „Europäischen Verbund für Territoriale Zusammenarbeit Deutsch-Polnischer Geopark Muskauer Faltenbogen“ getragen. Beim Geopark Bayern-Böhmen besteht keine grenzüberschreitende Organisation. Dort kooperiert der gleichnamige Nationale Geopark auf der deutschen Seite mit den beiden Nationalen Geoparks Egeria und GeoLoci in Tschechien.