In Deutschland hat sich die berufliche Situation der Jugendlichen in den letzten Jahren deutlich verbessert. Die langfristige Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit zeigt, dass im Jahr 2011 mit 5,9 Prozent der niedrigste Stand seit der Wiedervereinigung erreicht wurde (Graphik). Noch im Jahr 2005 war die Quote mit 12,5 Prozent mehr als doppelt so hoch. Die Abbildung zeigt auch die weitgehend parallele Entwicklung von Jugendarbeitslosigkeit und Gesamtarbeitslosigkeit. So hat die verbesserte Arbeitsmarktlage in der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehnts auch den Verlauf der Jugendarbeitslosigkeit positiv beeinflusst. Bemerkenswert ist, dass die Quote der Jugendarbeitslosigkeit während des gesamten Zeitraums unter derjenigen der Gesamtarbeitslosigkeit lag.
Regionale Disparitäten in Deutschland
Die aktuelle Deutschlandkarte zur Jugendarbeitslosigkeit visualisiert die durchschnittlichen Arbeitslosenquoten der Jugendlichen unter 25 Jahren auf Kreisebene für das Jahr 2011 (Karte 1). Innerhalb Deutschlands sind erhebliche regionale Unterschiede sichtbar. Großräumig lässt sich eine Dreiteilung erkennen: In Süddeutschland ist die Jugendarbeitslosigkeit flächendeckend auf einem sehr niedrigen Niveau. In nahezu allen Kreisen liegt sie hier unter vier Prozent. In Bayern unterschreitet die Jugendarbeitslosigkeit in 14 Kreisen sogar die Zwei-Prozent-Marke. Im Westen und Nordwesten Deutschlands dominieren in den meisten Kreisen mittlere Werte der Jugendarbeitslosigkeit. Eine „Insel“ hoher Jugendarbeitslosigkeit bilden im Westen vor allem die Ruhrgebietsstädte. Gelsenkirchen hält den Negativrekord mit 12,8 Prozent vor Herne mit 11,5 Prozent. Im Nordwesten weist Bremerhaven mit 14,9 Prozent eine relativ hohe Quote auf, die deutschlandweit nur noch im Landkreis Uckermark im nördlichen Brandenburg (15,6 Prozent) übertroffen wird.
Großräumig betrachtet liegt die Jugendarbeitslosigkeit im östlichen Deutschland deutlich höher als in den anderen Landesteilen. Sie beträgt hier im Durchschnitt 10,1 Prozent. Vor allem Kreise in Mecklenburg-Vorpommern, dem nördlichen Brandenburg und im Großraum Halle-Leipzig sind besonders stark von Jugendarbeitslosigkeit betroffen.
Dennoch hat sich die Situation in den östlichen Ländern in den letzten Jahren sichtbar verbessert. In vielen Kreisen sind die Werte im Vergleich zu 2009 um zwei bis drei Prozentpunkte zurückgegangen, im Landkreis Görlitz und dem Kyffhäuserkreis sogar um fast fünf Prozentpunkte (Burdack 2011). Neben der verbesserten Konjunkturlage spielt hier auch eine „passive Sanierung“ durch geburtenschwache Jahrgänge eine Rolle. Trotz der jüngsten positiven Entwicklungen ist die Lage auf dem Arbeitsmarkt für junge Menschen besonders in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern mit Arbeitslosenquoten von 13,4 bzw. 11, 2 Prozent immer noch angespannt (Karte 2).
Eklatante regionale Disparitäten in Europa
Auf der europäischen Ebene stellt Jugendarbeitslosigkeit derzeit eines der dringlichsten, sozialen Probleme und eine große gesellschaftliche Herausforderung dar. Aktuelle Zahlen belegen, dass in den 27 Staaten der Europäischen Union (EU) rund 5,7 Millionen Jugendliche ohne Arbeit sind (Oktober 2012). Die Jugendarbeitslosenquote liegt danach bei 23,4 Prozent, während sie ein Jahr zuvor noch bei 21,9 Prozent lag (Eurostat 2012b). Innerhalb der EU weisen insbesondere Deutschland, die Niederlande und Österreich relativ niedrige Quoten auf (Karte 3). Faktoren für die vergleichsweise günstige Situation sind die demographische Entwicklung (Rückgang der Zahl der Jugendlichen) und das jeweilige landesspezifische System der Berufsausbildung, das im deutschsprachigen Raum durch das duale System – mit mehrjähriger paralleler Ausbildung im Betrieb und in der (staatlichen) Berufsschule – getragen wird.
Vor allem im südlichen Europa ist die Jugendarbeitslosigkeit dagegen sehr viel höher: In Griechenland und Spanien überschreitet sie die 50-Prozent-Marke (Oktober 2012) und liegt damit weit über der Quote der jeweiligen Gesamtarbeitslosigkeit von 25,4 Prozent bzw. 26,2 Prozent (Eurostat 2012b). Auch in diesen Ländern bestehen erhebliche regionale Disparitäten. So sind beispielsweise in Spanien und Italien ausgeprägte Nord-Süd-Gegensätze zu identifizieren. In gesamteuropäischer Perspektive lässt sich zudem ein zentral-peripheres Muster mit relativ niedriger Jugendarbeitslosigkeit im „Kernraum“ und hoher Jugendarbeitslosigkeit in den südlichen und östlichen Peripherien der EU erkennen.
Ausblick
Mit Blick auf die weltweite Arbeitsmarktlage junger Menschen warnt die die Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) vor einem Anstieg der „Neet“-Quote („not in employment, education or training“, ILO 2012 S. 9). Hiermit sind Jugendliche gemeint, die weder arbeiten, studieren noch in Ausbildung sind. Die ILO fordert, der Arbeitsmarktpolitik für Jugendliche höchste Priorität einzuräumen, da sonst eine verlorene Generation heranzuwachsen drohe („lost generation“; ILO 2012 S. 37). Auch in Teilen Europas droht eine „verlorene Generation“ von Jugendlichen, die trotz teils guter Ausbildung oder Hochschulabschluss keinen Zugang zum heimischen Arbeitsmarkt finden. Jedoch verläuft die Entwicklung in Europa nicht einheitlich. In Deutschland beispielsweise werden aufgrund der demographischen Entwicklung in den nächsten Jahren zunehmend Lehrlinge und junge Arbeitskräfte fehlen. Möglicherweise werden diese Ausbildungsplätze künftig verstärkt von jungen Arbeitskräften aus dem EU-Ausland belegt.