Hochschulen stehen mit ihren umgebenden Regionen in vielfältiger Verbindung, sei es über den Austausch von Informationen, Wissen und Innovationen oder über Wirtschaftskreisläufe. Auch deswegen sind sie ein gewichtiges Instrument der Regionalentwicklungspolitik. Thematische Karten zeigen aktuelle räumliche Strukturen der Hochschullandschaft in Deutschland und verdeutlichen exemplarisch, welche regionalökonomischen Effekte Universitäten bewirken.

Für den Wirtschaftsstandort Deutschland sind die Bewahrung und Weiterentwicklung von Bildung und Wissen zum strategisch wichtigen Baustein im internationalen Wettbewerb um ökonomische Leistungsfähigkeit, um Wertschöpfung und Effizienz geworden. Wissen und Informationsvorsprünge werden bei sich beschleunigenden Rhythmen von Produktzyklen, Innovationen und ihrer globalen Diffusion zu entscheidenden Ressourcen von Volkswirtschaften. Hochschulen haben aus dieser Perspektive die Rolle, gut ausgebildete Arbeitskräfte zu produzieren und als traditionell wichtigste Träger von Forschung und Entwicklung neues Wissen in Form von Grundlagenerkenntnissen, Verfahren oder Produkten in die Gesellschaft zu transferieren.

Räumliche Struktur und Dichte
Dass die höchsten Bildungsabschlüsse, die von den Hochschulen (Glossar) vergeben werden, immer wichtiger werden, zeigt sich unter anderem an der Entwicklung der Studierendenzahl in Deutschland: Seit dem Wintersemester 1999/2000 (Lütke 2002) hat sie um rund 480.000 (26,7 Prozent) auf fast 2,3 Millionen zugenommen, während im gleichen Zeitraum die Zahl der 18- bis 24-Jährigen lediglich um rund fünf Prozent gestiegen ist. Diesem Bedarf steht in Deutschland ein dichtes Netz von 421 Hochschulen gegenüber (StBA 2012a), die sich auf insgesamt 265 Städte verteilen (Karte 1).

Dennoch variiert die Studierendendichte, d.h. die Zahl der Studenten je 100 Einwohner, in den einzelnen Bundesländern noch erheblich (Karte 2): Die höchsten Werte werden erwartungsgemäß in den Stadtstaaten erreicht. Unter den Flächenländern aber gibt es noch ein gewisses West-Ost- und Süd-Nord-Gefälle. Diese Darstellung muss aber aufgrund der weit über ihre Standorte hinausreichenden Einzugsbereiche der Universitäten von Bremen und Hamburg bzw. Berlin relativiert werden. In Bayern wirken die großen Universitätsstandorte München, Nürnberg-Erlangen und Würzburg ähnlich im Sinne eines flächenhaften Versorgungsausgleichs.

Die seit dem Spätmittelalter historisch gewachsene räumliche Verteilung ist vor allem in Westdeutschland nach 1945 durch zahlreiche Neugründungen ergänzt worden. Nach 1990 hat es in Ostdeutschland zunächst einen Konzentrationsprozess gegeben. Aber in den letzten 20 Jahren sind auch in allen Bundesländern neue Hochschulen gegründet worden. Private Universitäten und vor allem private (Fach-)Hochschulen sind ein besonders dynamisches Element in diesem Ausbauprozess: Inzwischen gibt es mehr als 100 dieser privaten Bildungseinrichtungen.

Seit Gründung der ersten Universitäten im deutschen Sprachraum des Heiligen Römischen Reichs (Prag 1348, Heidelberg 1386, Köln 1388, Erfurt 1379/1392) hat sich in Deutschland eine dichte und differenzierte Hochschullandschaft entwickelt. Spezifisch sind dabei relativ kleine und mittelgroße Städte, die große Hochschulen mit international sehr gutem Ruf beherbergen, wie beispielsweise Heidelberg, Göttingen, Tübingen, Jena, Erlangen oder auch Clausthal-Zellerfeld (Karte 1). Im urbanen Flair solcher Städte sind die Studenten ebenso wie die Hochschulbeschäftigten besonders präsent und prägen das wirtschaftliche und kulturelle Leben.

Regionalwirtschaftliche Bedeutung
Hochschulen stehen mit ihren umgebenden Regionen in vielfältiger Verbindung, sei es über Informationsaustausche oder über Wirtschaftskreisläufe (Glossar). Nicht zuletzt deswegen sind sie auch ein Instrument der Regionalentwicklungspolitik. Sie leisten Wissenstransfers aus der Grundlagenforschung in die private Wirtschaft, aber sie sind oft auch Kooperationspartner für praktische, aus der Anwendung entspringende Forschungsfragen und werden so zu einem tragenden Element in regionalen Innovationssystemen. Sie können zur Gründung von neuen, zukunftsfähigen Unternehmen beitragen und damit auch regionalen Strukturwandel befördern. Für benachbarte Unternehmen ist zudem die stetige Versorgung mit hoch qualifizierten Arbeitskräften oft ein harter Standortfaktor.

Schließlich sind auch die regionalen Ausgaben der Hochschulen für Unternehmen ein erheblicher Wirtschaftsfaktor. Über ihre Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen erzeugen sie Einnahmen bei den Unternehmen, die diese ihrerseits wiederum in einer sekundären Nachfragerunde nach regionalen Produkten und Services in weitere Einkünfte bei anderen Unternehmen verwandeln (Glückler/König 2011). Dieser Effekt ist allerdings je nach Ausgabeart räumlich unterschiedlich gelagert. In einer Studie zur Universität Heidelberg zeigten Glückler/König, dass die Ausgaben der Kernuniversität sich räumlich über ganz Deutschland verteilen (Karte 3). Von den Personalausgaben bleiben etwa 79 Prozent in der Hochschulregion, von den Sachausgaben 57 Prozent. Aus dem Investitionsbudget, aus dem häufig sehr spezielle Geräte und Leistungen bezahlt werden, sind es nur noch rund 20 Prozent. Insgesamt werden etwa 60 Prozent des Etats in der Region ausgegeben. Diese Summe sorgt für einen erheblichen zusätzlichen Beschäftigungseffekt. Er liegt bei der Universität Heidelberg je nachdem, welches Rechenmodell für die sekundären Wirtschaftskreisläufe verwendet wird, zwischen 3.400 und 10.100 Beschäftigten (Graphik).